Es dürfte niemanden überraschen, dass die Lebensversicherer zunehmend Probleme bekommen, denn die aktuelle Niedrigzinsphase dauert ja nun schon einige Zeit an. Und was schön ist für Häuslebauer und Leute, die gerne auf Pump kaufen, aber auch den Staat, der sich zu Rekord-Tiefstzinsen finanzieren kann, ist für Sparer ein Albtraum. Und nicht nur Sparbuch, Tagesgeld und Bundesanleihe bringen kaum noch Zinsen, auch Bausparkassen und Lebensversicherungen geraten in arge Bedrängnis. Denn sie garantieren ihren Kunden einen festen Zinssatz und müssen diesen bis zum Ende des Vertrages durchhalten. Bei Bausparkassen dauert die Sparphase in der Regel zwischen 7 und 9 Jahren, Lebensversicherungs- und Rentenverträge laufen 30, 40 Jahre oder noch länger. Und die Garantiezinsen liegen schon seit einiger Zeit deutlich über dem Zinsniveau, das die Anbieter selbst noch am Markt erzielen können mit der Folge, dass sie ihre Reserven anzapfen müssen, um die Garantiezinsen aufbringen zu können. Doch Reserven aufzulösen kann immer nur eine kurzfristige Maßnahme sein, denn die Rücklagen sind ja nur begrenzt vorhanden und entstammen den hohen Überschüssen der Vergangenheit...
Gerade Kapital-Lebensversicherungen wurden viele Jahrzehnte lang von den Deutschen als private Altersversorgung bevorzugt und diese Einseitigkeit beginnt nun, sich zu rächen. So mancher hat sogar seine Immobilie über eine Lebensversicherung finanziert und die schüttet nun bei Ablauf viel weniger aus, als erwartet. Es bleibt statt einer abgezahlten Immobilie eine Finanzierungslücke im fünf- oder sechsstelligen Euro-Bereich und so muss aus den teilweise mageren Altersbezügen auch noch eine Anschlussfinanzierung bedient werden.
Ein Problem der Versicherungen ist, dass sie nur sehr geringe Aktienquoten aufweisen bei ihren eigenen Geldanlagen. Das ist auch den staatlichen Kontrolleuren geschuldet, die quasi zum Tiefststand nach dem Platzen der Dotcom-Blase die Versicherer gezwungen haben, ihre Aktienquoten runterzufahren und ihre Aktien zu Tiefstkursen zu verschleudern. So wurden die Versicherten um Milliarden gebracht, denn an der danach einsetzenden Markterholung nahmen sie natürlich nicht mehr teil. Stattdessen wurden sie staatsseitig quasi gezwungen, nur noch in öffentliche Rentenpapiere zu investieren, also Staatsanleihen.
Und nun schweben die Konzerne in einer weiteren Gefahr, denn das Finanzministerium fürchtet laut einem Bericht des Handelsblattes, dass Versicherer in ernste Schieflagen geraten könnten, insbesondere "das untere Fünftel der Anbieter". Zitiert wird aus einem Papier des Bundesfinanzministeriums, in dem es heißt: "Für diese Unternehmen reichen die vorhandenen Kapitalanlagen in dem zugrunde gelegten Szenario ab 2018 nicht mehr aus, um neben den versicherungstechnischen Rücklagen auch die Eigenmittelanforderungen zu decken".
Dieses Horrorszenario erfordert ein Umdenken bei den Versicherungen. Sie müssen sich anderen Anlagen zuwenden, die bessere Renditen abwerfen, aber vergleichsweise risikoarm sind. Daher investieren einige bereits in Stromnetze, andere in Krankenhauskonzerne, wieder andere in Wind- und Solarparks oder Einkaufscenter oder Hotels. Allerdings stehen derartige Alternativinvestments nur den kapitalstarken Versicherungen offen, denn die von der EU-Kommission geplanten neuen Eigenkapitalanforderungen ("Solvency II") würden für derartige Investitionen eine noch höheres Maß an Eigenkapital als Sicherheit verlangen, was klamme Versicherer keinesfalls stemmen könnten.
Es stellt sich also die Frage, wie Anleger und Versicherte auf die sich anbahnende Krise reagieren können und sollten. Zuvorderst muss man sich daher Gedanken über Alternativen zur Lebensversicherung machen, denn wenn es keine bessere Anlageform gibt, dann ist eine schlechte Anlage zumeist dennoch besser, als keine. Denn Tagesgeldkonten werfen ja noch weniger Rendite ab. Und in der Tat, es bieten sich Alternativen an. Ich habe bereits mehrere vorgestellt, nämlich solide und ertragsstarke Aktiengesellschaften mit attraktiven Dividendenrenditen. Lesen Sie hierzu nach unter "Dividendenstrategie: langfristig erfolgreich, auch bei Inflation", "Euro-Angst treibt Deutsche in Aktien", "Auf solide Dividendenwerte setzen!" und "Kaufkraftverlust: für Rentner alternativlos?".
Nachdem solide Alternativen zur Lebensversicherung zur Verfügung stehen, muss der zweite Schritt erfolgen: Sie müssen dort ihr Geld investieren, sonst haben Sie nichts davon. Und ich rate davon ab, langfristig besparte Lebensversicherungsverträge zu kündigen! Wenn Sie es sich leisten können, sparen sie neben Ihren Beiträgen in Aktien oder ETFs an, können Sie nicht beide Sparraten bestreiten, dann können Sie Ihre Lebensversicherung auch beitragsfrei stellen. Dann behalten Sie die bisher erworbenen Ansprüche und das bisher angesparte Kapital samt bereits erzielter Zinsen bleibt erhalten und wird weiter verzinst. Ihre früher einmal prognostizierte Ablaufleistung (Einmalzahlung oder monatliche Leistungsrate) wird sich natürlich verringern, wenn sie nicht mehr zusätzlich einzahlen. Aber das fangen Sie dadurch auf, dass Sie ab sofort mindestens den gleichen Betrag monatlich in einen Dividendensparplan investieren. Sammeln sie das Geld auf einem Tagesgeldkonto und investieren sie alle paar Monate in Einzalaktien oder suchen Sie sich einen (oder mehrere) attraktiven ETF, der auf große Unternehmen mit hoher Dividendenrendite setzt. So profitieren sie von den Gewinnausschüttungen und von möglichen Kursgewinnen der Unternehmen bei vergleichsweise geringem Risiko. Anregungen und Tipps hierzu finden Sie in diesem Blog unter den Labels "Altersvorsorge", "Dividende" oder "Stock-Picking".
Ist es nicht sogar so, dass Versicherungen gezwungen sind zu einem hohen Prozentssatz in ANleihen zu gehen? In Zeiten niedriger Zinsen ist dies natürlich verheerend für die Anleger der Versicherungsprodukte.
AntwortenLöschenIn diesem F.A.Z.-Artikel steht einiges Erhellendes zum Thema Geldanlage von Versierern, denn die lassen sich hierbei ungern in die Karten schauen. Dort hieß es, das Aktien nur rund 8% der Anlagen ausmachten und festverzinsliche Anlagen (Anleihen, Pfandbriefe usw.) rund 70%, davon rund ein Drittel in Staatsanleihen bester Bonität. Deren Kreis hat sich seit dem Artikel allerdings merklich verkleinert, weil die Ratingagenturen ja reihenweise Staaten die Bonität zusammengestrichen haben. Jeweils ein weiteres Drittel in Pfandbriefen und in Unternehmensanleihen.
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