Samstag, 20. September 2025

Wochenrückblick 38/2025: Meine stärksten Kurstreiber im Depot waren AeroVironment, Almonty, SoFi, Rocket Lab, Comfort Systems - und trieben es auf Jahreshoch. Aber echt...

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:

📈 AeroVironment +14,4 %
📈 Almonty Industries +11,6 %
📈 SoFi Technologies +11,2 %
📈 Comfort Systems +5,5 %
📈 LendingClub +5,2 %
📈 Amphenol +4,4 %
📈 KKR +3,8 %
📉 Viper Energy -3,1 %
📉 Broadcom -4,2 %
📉 Rocket Lab -10,5 %

Es war eine weitere positive Börsenwoche, in der die Zinssenkung der Fed für enorme Aufwärtsimpulse sorgte - obwohl sie vom Markt bereits erwartet worden war und dieser entsprechend vorgefeiert hatte. Die geradezu euphorische Stimmung kann auch der sich zuspitzende Konflikt um den US-Bundeshaushalt nicht wirklich trüben, denn im Kongress benötigen die dominierenden Republikaner auch einige Stimmen der oppositionellen Demokraten, um den nächsten Etat zu verabschieden. Doch eine Einigung rückt in immer weitere Ferne und ein "Shutdown" der Regierung und ihrer Behörden ab Oktober immer näher. In Trumps erster Amtszeit gab es sowas schonmal, als die Geschäfte für fünf Wochen ruhten. Keine Kompromisse, immer voll auf Krawall. Trump erntet, was er sät. Und der Rest der Welt strauchelt in Sippenhaft mit...

Der Fear-and-Greed-Index ist von 55 auf 62 Punkte angestiegen und liegt nun wieder im "Gier-Terrain".

Nun der Blick in mein Depot, wo es ebenfalls einiges an Bewegung gab -  ganz überwiegend nach oben. Vorletzte Woche hatte ich erläutert, weshalb ich einige Umstellungen vorgenommen habe und dabei insbesondere meine Neuerwerbungen Amphenol, Broadcom und Rocket Lab (kurz) vorgestellt. Und die gehören weiterhin zu den volatileren Vertretern in meinem Depot, sowohl bei Kurssteigerungen als auch bei Rückgängen.

AeroVironment bekam einen Push durch die Entscheidung der US-Regierung, die Exportpolitik für Drohnen zu lockeren, um "die Wettbewerbsfähigkeit der USA im Ausland für unbemannte Systeme zu verbessern", wie das Außenministerium mitteilte. Künftig prüfe das Ministerium Anträge auf die Ausfuhr unbemannter Flugsysteme ähnlich wie Anträge auf die Ausfuhr bemannter Kampfflugzeuge und das bedeutet, dass fortschrittliche militärische Drohnen wie Kampfflugzeuge und nicht wie Raketensysteme behandelt werden. Mit diesem Schritt können die USA das Raketentechnologie-Kontrollregime umgehen, das 1987 eingeführt wurde, um die Ausfuhr von Raketen und unbemannten Flugkörpern zu kontrollieren. Übersetzt bedeutet dies, dass US-Rüstungsfirmen auf leichter und schnellere Genehmigungen für Drohnen-Exporte an ausländische US-Partnerländer hoffen können.
Die militärische Lage rund um die Ukraine und Russland spitzt sich zu, nachdem Russland mehrfach Kampfflugzeuge in den Luftraum mehrerer NATO-Staaten hat eindringen lassen. In der Vorwoche hatten schon mehrere russische Drohnen den Polnischen Luftraum verletzt und das nährt die Befürchtungen, Putins teste die NATO-Ostflanke, um sich hier ggf. das nächste Stück von "Großrussland" auszusuchen. Und da auf die USA unter Trump kein Verlass mehr ist, was nicht nur die Europäer inzwischen geschnallt haben, sondern auch Zar Putin, müssen die Europäer selbst und schnell hochrüsten. Davon profitieren neben AeroVironment natürlich auch andere Rüstungswerte, wie mein Depotschwergewicht Rheinmetall, aber auch meine Wolfram-Spekulation Almonty Industries.
Die Leitzinssenkung der Fed hat die Werte im Finanzsektor beflügelt - bis auf die BDCs, die von höheren Zinsen profitieren und wo sich die aufziehenden Rezessionstendenzen eher negativ auswirken dürften. Mit SoFi Technologies und LendingClub liegen gleich zwei meiner FinTech-Spekulationen ganz weit vorn, aber auch PayPal und KKR konnten deutlich zulegen.

Und auch der Boom bei KI-Rechenzentren geht weiter. Oracle konnte mehrere Big Deals an Land ziehen und besetzt auch die Pole Position bei der Übernahme des US-Business von TikTok. Meine "KI-Werte der zweiten Reihe" im Depot, wie Comfort Systems und Amphenol erfahren also weiterhin Rückenwind.
Deutlich unter Druck stand zuletzt der Kurs von Rocket Lab, weil das Unternehmen angekündigt hat, Aktien über die Börse zu verkaufen und zwar im Volumen von bis zu 750 Mio. USD. Das ist keine Kleinigkeit und Anleger fürchten, dass ihre Anteile verwässert werden. Aber es gibt durchaus positive Aspekte daran: (1.) Der Kurs ist in den letzten 12 Monaten massiv gestiegen und daher werden auf dem nun erreichten Kurslevel, also dem Allzeithoch, deutlich weniger Aktien verkauft werden müssen, als es noch vor einem Jahr gewesen wären. Damals wären rund 100 Mio. Aktien nötig gewesen, um das Volumen zu erreichen, also rund 20 % neue Aktien. Beim heutigen Kurs gehet es um etwa 15,5 Mio. Aktien, um die 750 Mio. USD zu erreichen, also eine Verwässerung von weniger als 3,5 %. Doch Rocket Lab agiert auch clever, denn momentan verbrennt man rund 115 Mio. USD pro Jahr, weil man noch in die neue Raketenbasis und die neuen Raketen investiert, ohne signifikante Einnahmen damit zu erzielen. Rocket Lab hatte zuletzt noch etwa 190 Mio. USD an Cash zur Verfügung und mit 750 Mio. USD an zusätzlichem Cash wäre man für mehrere Jahre durchfinanziert - ohne die Aufnahme von Krediten, die ja einiges an Zinskosten mit sich bringen würden. Man kann also feststellen, dass das Management mit seinem Move erheblichen Shareholder Value schafft, indem es den Allzeithöchststand der Aktie zum Verkauf von Anteilen nutzt. Der Kurs sollte also durch diese Maßnahme nicht allzu lange negativ beeinträchtigt werden.

Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Doch seit dem Tiefpunkt im April legt mein Depot auf Monatssicht stetig weiter wieder, trotz eines kleinen Rücksetzers im August, und liegt inzwischen auf Augenhöhe mit dem Jahreshöchststand aus dem Januar.

Die vorletzte Woche verabschiedete sich mit einem Kursfeuerwerk von +5,0 %. Jetzt kamen weitere fette 3 % hinzu und meine 2025er Vermögensveränderung liegt damit nun bei +10,0 % (YTD).

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit über 10 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ auf die diesjährige Performance aus.

Insgesamt kann ich aber nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ 

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

9 Kommentare:

  1. Also bei deinen 6 strategischen Ansätzen bist du 1), 4) und 5) relativ untreu. Ist ja auch ok, solange die Rendite stimmt. Nur würde ich dann einfach sagen du legst freestyle an.

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    1. Ja und nein. Mein Investitionsschwerpunkt liegt auf Qualitätsunternehmen mit Burggraben [1.]. Daneben investiere ich auch in (deutsche) Nebenwerte und/oder mal eine Turnaround-Spekulation. Die haben naturgemäß andere Qualitäten/Merkmale. Dabei fahre ich ein stark fokussiertes Depot [4.] mit max. 15 Werten; hier bringen es die drei Top-Werte auf rund 40 % Gewichtung, die Top 5 auf etwa 60 %. Meine größten Positionen habe ich oft schon viele Jahre und verändere sie auch vergleichsweise wenig [5.]; ich praktiziere also durchaus Buy & Hold.

      Die spekulativeren Investments verteilen sich auf mehre und kleinere Positionen und hier bin ich durchaus aktiver. Wenn ich ein solches Unternehmen analysiert und als interessant eingestuft habe, kaufe ich mich öfter mal mit einer Startposition ein - "Skin in the Game" macht durchaus einen Unterschied im Gegensatz dazu, ein Unternehmen nur "als Trockenschwimmer" vom Beckenrand aus zu beobachten. Da ich aber immer voll investiert bin, also so gut wie keine Cashquote halte, muss ich immer, wenn ich investieren möchte, woanders Geld freimachen. Und das trifft meistens dann die jüngeren, kleineren Positionen, wo ich noch keine so große Überzeugung aufbringen konnte, wie bei meinen Top-Positionen.

      Was diesen letzten Part angeht, stimme ich dir also zu; da halte ich mich im Grunde nicht an meine Investmentstrategie. Aber getreu dem Pareto-Prinzip trifft das überwiegend nur auf die "restlichen 20 %" meines Depots zu.

      Zudem kommt es natürlich auch immer auf die große Gesamtlage an und ob sich hier Rahmenbedingungen für längere Zeit oder dauerhaft verschieben. Die Corona-Phase hat schon zu heftiger Handelsaktivität bei mir geführt, auch die "schnellste Zinswende aller Zeiten" ab Mitte 2022. Und dann nochmal Trumps Zollkriegswirrwar. Manchmal fällt es (mir) schwer, solche Paradigmenwechsel gründlich genug und auf ihre langfristigen Auswirkungen hin zu erfassen und dann muss ich so manche getroffene Entscheidung revidieren. Trumps Sprunghaftigkeit und die dadurch entstandene "neue Unsicherheit" für die USA, für Europa und die ganze Welt(wirtschaft) machen es da nicht gerade besser.

      Letztlich hast du aber insofern Recht, als dass ich mich noch mehr an meine erfolgserprobte Strategie halten sollte. Das Investieren ist ein ewiges Neu- und Dazulernen und Anpassen. Ein ewiger Lernprozess, bei dem Fehler die besten Lehrer sind. Oder wie Goethe es formulierte: "Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer kurz nachdem man sie gebraucht hätte". Also danke für dein kritisches Feedback. =)

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  2. Im Juli schriebst Du: "Statt auf Amazon setze ich auf MercadoLibre und Sea Limited und damit auf die Wachstumsregionen Lateinamerika und Südostasien."
    MercadoLibre ist letzte Woche stärker gestiegen als KKR – und zählt zudem zu den größten Positionen im Depot. Hast Du den Wert inzwischen komplett verkauft oder warum wird diese Aktie in Deiner aktuellen Übersicht gar nicht erwähnt?

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    1. Ich finde großartig, was Milei in Argentinien macht und bereits erreicht hat. Aber bei den jüngsten Kommunalwahlen ist seine Partei stark unter die Räder gekommen und das verheißt nichts Gutes für seinen Reformkurs. Das bereitet mir echt Sorge und Argentinien ist für MercadoLibre ja von zentraler Bedeutung. Ob und wie sehr negativ sich dies auswirken kann und wird, kann ich nicht abschätzen. Aber ich habe ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache und mich daher von MercadoLibre wieder getrennt. Weil ich die Situation und die Entwicklung so gar nicht greifen und damit nicht (mehr) absehen kann, wohin sich das Land und vor allem das Unternehmen entwickeln. Möglicherweise habe ich damit Chancen aus der Hand gegeben, aber das Geld steckt nun in meinen neuen "Aufsteiger-Positionen".

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  3. Lieber Michael,

    Wie immer informativ, spannend und lesenswert. Dein Blog ist eine echte Bereicherung für die deutsche Aktienkultur!

    Gerne wollte ich fragen ob du den Punkt BDCs und Hypoport im Zuge des aktuellen Zinsumfeld nochmal aufgreifen kann - du hattest hier in der Vergangenheit bereits gut und viel berichtet, wurde dann aber etwas ruhiger um beide Themen.

    Vielen Dank im Voraus!

    Grüße
    Phillip

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  4. watchingtheflood25.09.25, 12:31

    Moin Michael,

    ich scheitere gerade an der Fondseigenschaft von KKR, weil die Deutsche Bank mir diese nicht kaufen will, weil die fondsüblichen Dokumente nicht vorliegen. Großartig. Ich könnte zwar über Degiro kaufen, im Matjesland ist ja vieles einfacher, aber mich nervt es, wegen so einem Mist Gelder umleiten zu müssen. Aber unser Eierstaat weiß ja am besten, was gut für uns ist.

    Viele Grüße
    Christian

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    1. Moin Christian,
      sowas ist echt ärgerlich. Hatte sowas vor einiger Zeit mit "meiner" Commerzbank auch: angeblich würden irgendwelche Datenblätter fehlen, daher waren die Aktien nicht handelbar - die bei jedem anderen Broker orderbar waren. Dabei greifen alle auf ein und denselben (!) Dienstleister zurück, der diese Verwaltung im Hintergrund erledigt. Es liegt also (diesmal) nicht am Staat und/oder dessen Bürokratie, sondern schlicht an unfähigen Banken und/oder Banksystemen. Und en Kundenberatern sind dann auch die Hände gebunden. =(

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  5. Konstantin25.09.25, 13:31

    Hi Michael, hast du dir schon einmal die MDAX-Aktie von DWS angesehen – insbesondere im Hinblick auf ihre Dividendenstärke und ihr Geschäftsmodell? Mir fällt auf, dass DWS offenbar relativ kapitalleicht operiert und die Ausschüttungen stetig steigen. Meinst du, DWS könnte eine attraktive Investment-Option in Europa sein?

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    1. Moin Konstantin,
      das Geschäftsmodell der DWS spricht mich nicht an. Würde hier immer BlackRock bevorzugen und keinesfalls einen Anbieter, der von hohen Fondsgebühren bei aktiv gemanagten Fonds lebt. Deshalb bin ich z.B. auch nie mit T. Rowe Price warmgeworden, obwohl die grundsätzlich attraktiv bewertet schienen...

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