Donnerstag, 25. Januar 2024

Earnings Quickcheck Q4/2023: Blackstone kann wieder überzeugen

In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.

Die Blackstone Group, der weltgrößte Alternative Asset Manager, hat soeben seine Zahlen zum 4. Quartal 2023 vorgelegt. Diese zeigen den erwartbaren Rückgang im Vergleich zu den Vorjahreswerten, doch insgesamt macht Blackstone eine ziemlich gute Figur in herausfordernden Zeiten. Dabei verdienen einige Entwicklungen allerdings durchaus einen zweiten Blick und das nicht nur unter Risikogesichtspunkten, sondern auch wegen der sich bietenden Chancen...

Blackstone meldete für das 4. Quartal einen unerwartet hohen Gewinn, da die Mittelzuflüsse zunahmen und die Kosten sanken. Nach Strategien aufgeschlüsselt verzeichnete Private Credit die besten Renditen, während die Core+-Immobilienfonds - erneut - am stärksten nachgaben.

Das gesamte verwaltete Vermögen (Assets under Management; AuM) von 1,04 Billionen USD stieg von 1,01 Billionen per 30. September 2023 an und die gebührenpflichtigen AuM stiegen von 734,5 auf 762,6 Mrd. USD an. Der ausschüttungsfähige Gewinn je Aktie für übertraf mit 1,11 USD sowohl die 0,94 aus Q3/23 sowie die 1,07 aus Q4/22 - und er übertraf auch die Konsensschätzungen von 0,95 USD deutlich.
"Dieses Quartal spiegelte eine starke Dynamik in allen Geschäftsbereichen wider, einschließlich einer bedeutenden Beschleunigung des Fundraisings und der Investitionstätigkeit. (...) Blackstone verzeichnete starke Ergebnisse für das vierte Quartal 2023, darunter den höchsten ausschüttungsfähigen Gewinn seit sechs Quartalen, der ein volatiles Jahr für die globalen Märkte abschloss."
(Stephen A. Schwarzman, Chairman und CEO)
Die gebührenbezogenen Erträge lagen im 4. Quartal mit 1,04 Mrd. USD bzw. 0,86 USD je Aktie unter den Werten des Vorquartals (1,12 Mrd. bzw. 0,92 USD je Aktie und 1,07 Mrd. bzw. 0,88 USD je Aktie vor einem Jahr). Die Nettoverwaltungs- und Beratungsgebühren beliefen sich auf 1,65 Mrd. USD und blieben damit gegenüber dem 3. Quartal 2023 und dem 4.Quartal 2022 unverändert. Die Gesamtausgaben betrugen 941,6 Mio. USD verglichen mit 1,37 Mrd. im Vorquartal und 1,07 Mrd. im Vorjahreszeitraum.

Die Mittelzuflüsse betrugen im 4. Quartal 52,7 Mrd. gegenüber 25,3 Mrd. im Vorquartal. Das nicht in Anspruch genommene Kapital für Investitionen ('Dry Powder') ging von 200,6 Mrd. USD am Ende des 3. Quartals auf 197,3 Mrd. USD leicht zurück. Im Laufe des Quartals setzte Blackstone 3,11 Mrd. USD an Kapital ein und verzeichnete Realisierungen, also Asset-Verkäufe, von 15,8 Mrd. USD.

Und so sah die Performance nach Anlagesegmenten aus:
  • Real Estate
    • Opportunistic -3,8%
    • Real Estate Core+ -4,6%
  • Private Equity
    • Corporate Private Equity +3,5%
    • Tactical Opportunities +3,5%
    • Secondaries -1,3%
    • Infrastruktur +1,0%
  • Hedge-Fonds-Lösungen - +2,3%
  • Kredit & Versicherung
    • Private Credit +3,9%
    • Liquid Credit +3,3%

Meine Einschätzung

Die Quartalszahlen sind solide und sogar besser als erwartet. Der von vielen Seiten befürchtete kräftige  Einbruch im Immobiliensegment hält sich nach wie vor in grenzen, auch wenn er durchaus spürbar ist und auch die Provisionseinnahmen von Blackstone fortlaufend belastet. Das dürfte kaum verwundern. Denn die stark gestiegen und immer noch weiter steigenden Zinsen haben den Immobilienmarkt zu erliegen gebracht und den Kauf von gebrauchten und neuen Immobilien deutlich verteuert. Blackstone erzielt also weniger Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien, während man als größter Landlord der Welt von den weiterhin deutlich steigenden Mieten profitiert. Diese steigern den Ertragswert der Immobilien, was nach einer Normalisierung des Immobilienmarkts deren Attraktivität (und Verkaufspreise) deutlich antreiben dürfte. Blackstone sieht hier Chancen und kauft insbesondere strauchelnde REITs komplett auf, weil diese teilweise mit hohen Abschlägen auf ihren Buchwert notieren und so für mutige und geduldige Investoren Chancen auf stattliche Überrenditen winken, wenn sich der Immobilienmarkt wieder erholt.

Quelle: wallstreet-online.de
Zudem verstärkt Blackstone sein Engagement im Bereich Private Debt und drängt mit Wucht in den von den Banken immer stärker vernachlässigten Sektor des Corporate Lending, also der Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen. Dazu hat Blackstone seine Bereiche Unternehmenskredite, Asset-Based-Finance und Versicherungen in einer neuen Einheit zusammengefasst, um Blackstone Credit & Insurance (BXCI) zu bilden. Der Kredit- und Versicherungsbereich ist das am schnellsten wachsende Segment des Unternehmens, dessen verwaltetes Vermögen sich in den letzten drei Jahren auf 295 Mrd. USD mehr als verdoppelt hat. Stephen A. Schwarzman, Mitbegründer, Chairman und CEO von Blackstone ist sicher, dass BXCI zusammen mit Real Estate Credit in den nächsten 10 Jahren ein Volumen von 1 Billion USD erreichen kann. Die neue Kredit- und Versicherungseinheit umfasst Blackstones BCRED, die größte Gesellschaft für Geschäftsentwicklung, den größten privaten Kreditfonds für die Energiewende (BGREEN), den größten Verwalter von CLOs (gebündelte und verbriefte Unternehmenskredite) und vorrangigen Darlehen sowie den zweitgrößten alternativen Verwalter von Versicherungswerten.
 
Während die erfolgsabhängigen Provisionserlöse weiter unter Druck stehen vom Immobilienmarkt und den Börsen, steigen die stetigen Managementprovisionen weiter an. Blackstone verdient gutes Geld und sobald die Märkte sich wieder entspannen, werden auch die beiden 'Problemzonen' wieder die gewohnten hohen Einnahmen generieren und Blackstones Gewinne kräftig antreiben. Und die Dividende. Und diese sorgt nun auch wieder für Freude, denn die Quartalsdividende wird auf 0,94 USD je Aktie festgesetzt, was deutlich über den 0,80 des Vorquartals liegt und auch über dem Vorjahreswert von 0,91 USD; der Dividendenabschlag erfolgt am 2. Februar und die Zahlung sollte am 13. Februar bei den Aktionären eingehen.
Mit meinem hoch gewichteten Blackstone-Engagement fühle ich mich weiterhin sehr wohl und lasse gern einige der weltbesten Asset Manager für mich und meine Rendite arbeiten. Dank der starken Performance in 2023 ist Blackstone inzwischen in der Liste der wertvollsten börsennotierten US-Gesellschaften auf Platz 55 vorgerückt. Das kann gerne so weitergehen... ツ

Disclaimer: Habe Blackstone auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Hallo Michael, danke für das flotte BX-Update. Hab mir die Zahlen heute auch genauer angesehen und teile den positiven Ton deiner Analyse, ebenso die Einschätzung zum Thema Immobilien.
    Bin bei Schwarzman & Co. overweight und fühle mich durch das heutige Zahlenwerk wieder mal bestärkt - ähnlich wie du ja auch. BX ist (selbst in diesem teils schwierigen Umfeld) ne echte Maschine;)
    Beste Grüße! Marc

    AntwortenLöschen
  2. Apropos Immobilien: Wie schätzt du denn die neuesten Entwicklungen bei DIC/Branicks ein? Machen die jetzt die Signa? Klar, dass jetzt ihre Assets abgewertet werden müssen, ist logisch und dass sie sich bei der Übernahme von VIB offensichtlich übernommen haben, davor hattest du ja auch gewarnt. Aber eigentlich sind sie doch auch in Bereichen drin, die als werthaltig gelten, zB Logistik, und die Kunden im Gewerbeimmobilien-Bereich sollen doch angeblich so solide sein, hieß es immer. Klar, Büro-Immos sind derzeit nicht der heiße Scheiß, aber das muss ja auch nicht für ewig so bleiben. Die Frage ist jetzt wohl, ob die Schuldenüberbrückung gelingt.
    Im Nebenwerte-Magazin war neulich zu lesen, dass die jüngsten Abverkäufe nach der Meldungen womöglich Überreaktionen waren.
    Ich bin fett unter Wasser, und für mich ist es nicht mehr so relevant, ob ich die Aktien jetzt für die paar Euro, die ich noch kriegen würde, halte oder verkaufe. Das macht‘s nicht mehr fett, hab‘s nicht glauben wollen und den sinnvollen Verkaufszeitpunkt verpasst. Hab sogar im Panic-Sale noch mal paar nachgekauft, ähnlich wie GS es auch getan hat. Alles in allem betrachte ich es als Lehrgeld, es klappt halt nicht immer:)) Aber deine Einschätzung würde mich dennoch sehr interessieren, falls du Lust hast.
    Danke und nochmals Grüße! Marc

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Marc,
      zu Branicks/DIC/VIB wage ich keine Einschätzung. Das ist eine totale Black Box mit völlig offenem Ausgang. Es hängt fast alles an den Krediten von Branicks, ob man die Brückenfinanzierung gestemmt bekommt (also eine Verlängerung oder Refinanzierung) und ob die nötigen Abwertungen beim Immobilienbestand den Verschuldungsgrad zu hoch treibt und ggf. irgendwelche Bedingungen in Kreditverträgen oder Anleihebedingungen gerissen werden und damit eine Kaskade auslösen. Alles ist möglich! Es hängt viel/alles von den Gläubigern ab, so die letzte Corporate News aus dem Hause Branicks. Das "Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz" (StuRAG) hat in seiner konkreten Anwendung der letzten Monate ja leider gezeigt, dass Altaktionäre hier ggf. komplett entrechtet und ihre Anteile entwertet werden können. Das droht auch hier und jetzt. Und für die VIB ist auch Schlimmstes zu befürchten, weil Branicks da das Sagen hat und die VIB zur Not auch plündern wird zulasten der freien VIB-Aktionäre. Selbst wenn das rechtswidrig erfolgen sollte und die Aktionäre in einigen Jahren auf dem Rechtswege Recht und Schadensersatz zugesprochen bekommen sollten, hätte Branicks erstmal den Kopf aus der Schlinge gezogen und dass man in wirtschaftlich besseren späteren Zeiten hohe Schadensersatzzahlungen leisten kann, haben die Banken nach der Globalen Finanzkrise ja bewiesen.

      Ich würde hier keinen Cent investieren, weil es keine Investmentgrundlage gibt. Es ist ein reiner Zock und der kann im Totalverlust enden oder aber in einem fetten Gewinn, falls eine Art Turnaround gelingt und die Altaktionäre hier nicht komplett Staub fressen müssen.

      In solchen Situation können Anleihen des Unternehmens oft die attraktivere Wahl als Aktien sein, weil man Gläubiger ist und somit höher in der Nahrungskette. Und wenn man zu entsprechend niedrigen Kursen kaufen kann, und die Anleihe am Ende doch zu 100 % getilgt wird nach einer Restrukturierung, hat man ordentliche Gewinne erzielt. Allerdings bin ich auf diesem Gebiet alles andere als erfahren und/oder ein Profi, daher bitte keinesfalls ungeprüft für bare Münze nehmen, sondern sich auf jeden Fall reichlich eigene Gedanken machen!

      Ich wünsche dir auf jeden Fall Glück und Erfolg mit deiner Spekulation, Marc!

      Löschen
    2. Vielen Dank für die schnelle Antwort, Michael! Mir ist mittlerweile auch eigentlich seit Längerem klar, dass dieses Investment nicht funktioniert hat. Mittlerweile isses ein Zock, haste schon recht. Meine eigene Einschätzung und jetzt deine Infos bestärken mich darin, dass das Ganze vermutlich nicht gut enden wird. Letztlich mein Fehler, hätte früher rausgehen müssen bzw. mich wahrscheinlich gar nicht auf diesen Nebenwert einlassen dürfen. Oft fehlen einem, also mir, da die letzte Kenntnis und wichtige Informationen und man kriegt dann häufig nicht mit, wenn (oft passiert das ja blitzschnell) der Wind sich dreht. Gut, bei DIC/Branicks hätte man da vor dem Hintergrund von Corona und dann der Zinswende schon draufkommen können :) My bad, ich nehm‘s sportlich. Nicht alles klappt, und ich kann mich über die Performance vieler meiner Investments wahrlich nicht beschweren. Bei Klein- und Nebenwerten bin ich längst wesentlich vorsichtiger geworden, höhere Chancen hin oder her. DIC war ein Überbleibsel und bestärkt mich erneut in meiner Ansicht, von den kleineren Unternehmen besser die Finger zu lassen. Klassisches Lehrgeld und insofern ein (immaterieller) Gewinn ;)
      Dir abschließend nochmals herzlichen Dank für deine Einschätzung/Bewertung der Situation! Marc

      Löschen